Test und Analyse von Synthesizern
Maßnahmen zur Wartung und Pflege des Oberheim OB-X, erkennen von Problembereichen und Möglichkeiten der Verbesserung.
Die Technik eines OB-X ist inzwischen rund 50 Jahre alt, regelmäßige Wartung ist nicht ungewöhnlich. Für nicht-technische Anwender muss jedoch klar sein, Mut allein hilft hier nicht. Wartung ist hier durchaus mit weitgehenden Eingriffen in das Gerät verbunden. Selbst für Standard-Setups müssen Platinen freigelegt und präzise Messungen vorgenommen werden. Zur ersten Orientierung ist das folgende Block-Diagramm hilfreich.
Vintage-Liebhaber kennen das Problem: Die bloße Nichtbenutzung verursacht Probleme. Davon betroffen sind Potentiometer, Schalter und Anschlüsse. Diese Komponenten sind vergleichsweise robust, etwas Bewegung ist meist hilfreich. Der Einsatz von Chemie (Kontakt-Spray) an diesen Stellen ist strittig. Tastatur-Probleme sind nach vielen Jahren der Nutzung ebenfalls zu erwarten. Umfangreiche Informationen dazu befinden sich in dem Spezial-Artikel zum OB-Xa, die Tastaturen sind baugleich.
Grundsätzlich unterliegt auch Elektronik Alterungsprozessen, die von Umwelt- und Nutzungsbedingungen geprägt sind. Ist dies ungeklärt, muss auf jeden Fall eine Überprüfung vorgenommen werden. Einige Original-Teile im Gerät sind inzwischen sicher außerhalb der Toleranzen. Auch ohne konkrete Fehler sind präventive Maßnahmen geboten.
Spätestens jetzt muss das Gehäuse geöffnet werden, um Messungen und Sichtprüfungen vorzunehmen. Prävention bezieht sich auf Bauteile, bei denen Probleme über die Zeit zu erwarten sind. Dazu gehört auch normale Abnutzungen.
Firmware und eProms
Der OB-X speichert seine Betriebs-Firmware in eProms vom Typ 2708, deren Ersatzbeschaffung und Programmierung inzwischen zunehmend schwieriger wird.
Kondensatoren
Kondensatoren unterliegen einer technischen Alterung, es kommt zu Ausfällen oder Kapazitätsverlusten. Brisant wird es, wenn Elektrolyte altersbedingt ausgasen und Leiterbahnen und Bauteile zur Oxydation bringen. Original gebliebene Elektrolyt-Kondensatoren sollten erneuert werden. Dies betrifft das Netzteil und nahezu alle anderen Baugruppen. Der Arbeitsaufwand ist erheblich.
Lithium-Zelle
Die Lithium-Batterie zur Pufferung der Speicher ist aus gleichen Gründen zu erneuern.
Im Rahmen eines Setup erfolgt eine Kalibrierung der Elektronik auf die vom Hersteller vorgesehenen Werte. Nach allgemeiner Auffassung ist dies nichts, was der unbedarfte Anwender noch leisten kann. Voraussetzung ist ein Studium des Service-Manuals, dort sind alle einzelnen Schritte nachvollziehbar beschrieben. Fehlerhafte Angaben, auch das kommt vor, sind aus den OB-X Manuals nicht bekannt. Für ein komplettes Setup ist die Reihenfolge der beschriebenen Schritte genau einzuhalten. Denkbar ist auch die Kalibrierung einzelner Voice-Karten nach Reparaturen oder Tuning-Problemen. Maßnahmen im Bereich der Stromversorgung (Netzteil) erfordern zumeist eine komplette Kontrolle der Werte.
Im Vergleich zu den Folgemodellen OB-Xa und OB-8 erscheint ein Setup beim OB-X eher übersichtlich. Reine Anwender ohne einschlägige Kenntnisse und Werkzeuge sollten jedoch die Finger davon lassen. Selbst-Test: der OB-X hat einen VCO out-of-tune, das Key-Tracking der Filter funktioniert nur bei 4 von 8 Voice-Karten. Mehr als 12 Sekunden Fehlersuche sind bereits grenzwertig…
Dieser nicht ganz ernst gemeinte Check soll deutlich machen, dass es nicht immer hochkomplizierte Probleme sein müssen. Betrachtet man die untere Reihe Steckverbinder fällt auf, dass drei Leitungen unterbrochen sind. Als Ursache kann mechanische Einwirkung in Verbindung mit mangelhafter Konfektion der Crimp-Anschlüsse angenommen werden. Beim Hochklappen der oberen Voice-Karten (erforderlich beim Tunen der VCOs) entsteht ein massiver Druck auf die Kabel. Mit etwas Löt-Erfahrung sind die Probleme einfach zu lösen.
Weitere Informationen zu Fehler-Suche und Setup finden sich in der Artikel-Serie zum OB-Xa, die Geräte sind zwar nicht identisch aber sehr ähnlich in diesen grundsätzlichen Dingen.