Test und Analyse von Synthesizern
Korg PS-3100 Synthesizer Vorstellung, Einordnung, Informationen und Kritik
Der PS-3100 ist ein vollpolyphoner Synthesizer mit analoger Klangerzeugung. Er wurde 1977 am Markt verfügbar als „kleinstes“ Modell der Korg PS-Serie. Größe und Anmutung zeigen deutliche Einflüsse der damals aktuellen großen Modular-Systeme. Der PS-3100 verfügt über umfangreiche Patch-Möglichkeiten und wurde Ende der 70er Jahre als kompakt angesehen.
Die volle Polyphonie über 48 Tasten wird durch Divider-Technik erreicht. Tatsächlich existieren 12 Master-Oszillatoren, aus denen die Frequenzen abgeleitet werden. Darüber hinaus verfügt jede Taste über eigene VCF, VCA und EG. Die Tastatur ist fest mit dem Gehäuse verbunden.
Herausragend ist eine modulierbare Filterbank mit 3 Resonatoren. Im Zusammenspiel mit einer Pulsweiten-Modulation der Oszillatoren sind schwebungsähnliche Soundeinstellungen möglich, ein Ensemble-Effekt ist zuschaltbar. Das große Patchfeld eröffnet zudem umfangreiche Steuermöglichkeiten, wodurch ein ungewöhnliches Sound-Design realisiert werden kann.
Der PS-3100 muss heute natürlich im richtigen historischen Kontext gesehen werden. Schnell sah sich Korg dem Vergleich mit SCI Prophet 5 und Oberheim OB-X ausgesetzt, die zumindest technologisch schon deutlich weiter entwickelt waren. Es blieb bei eher geringen Verkaufszahlen, die PS-Modelle waren bereits damals rar und teuer. Heute sind es hochpreisigen Raritäten, der „kleine“ PS-3100 ist nun ebenfalls in dieser Richtung unterwegs.
Nach Generierung der Grundtöne in den 12 Master-Oszillatoren und weiterer Teilung der Frequenzen gelangt das Signal in den Signal-Generator (SG). Hier können Kurvenform, Pulsweite, Pitch und Scale eingestellt werden. Es folgt ein dynamisches Tiefpass-Filter und die Resonatoren-Bank. Drei modulierbare Resonatoren können den Sound beeinflussen. Danach folgen eine Amplituden-Modulation (AM), Ensemble und zwei VCAs, jeweils mit weitreichenden Modulationsmöglichkeiten. Diese Darstellung ist sehr vereinfacht, die realen Möglichkeiten gehen weit darüber hinaus.
Die System-Mängel möchte ich jedoch nicht auslassen:
Die volle Polyphonie durch Divider-Technik führt zwischen den Oktav-Lagen zu phasenstarrem Verhalten der VCOs. Für natürliche Schwebungen fehlt der 2. VCO pro Taste, Resonatoren und Ensemble können dies nur bedingt ausgleichen.
Technisch kommt es sehr häufig zu defekten Divider-Chips, die Originale sind dafür bekannt, Der PS-3100 hat 12 Stück davon. Ein Ersatz ist möglich, der notwendige Tausch jedoch eher was für Techniker. Der 3100 gilt sonst als stabil, entsprechende altersgerechte Wartung ist jedoch angeraten. Die Bauweise erfordert einen geeigneten Stellplatz, die integrierte Tastatur ist dabei nur bedingt optimal.
Der Korg PS-3100 war 1977 ein beeindruckendes Instrument und ist es nach über vier Jahrzehnten immer noch. Er bewegt sich abseits der eingefahrenen Wege industrieller Musik. Die Abweichung vom Standard ist ein Genuss im Umgang mit diesem Synthesizer. Der 3100 will erforscht und probiert werden. Die Ergebnisse sind individuell, was auch sonst. Das Soundpotenzial ist erheblich und sicher vielschichtig einsetzbar, insbesondere in den flächigen Einstellungen. Wer aktuelle („amtliche“) Sounds sucht wird vermutlich schnell enttäuscht sein, ohne auch nur einmal ein Signal gepatcht zu haben.
Auch mein persönlicher Sweet-Spot blieb bei diesem Synthesizer recht schmalbandig und bezog sich mehr auf flächige Sounds, da können Resonanz-Filter und Ensemble-Effekt Wirkung entfalten. Als einzigen Synthesizer in einem Setup kann ich mir den PS-3100 kaum vorstellen. Es bleibt ein typischer Korg-PS-Sound, der seine Wertigkeit im Verbund mit anderen Instrumenten gezeigt hat.