Test und Analyse von Synthesizern
Der Oberheim OB-Xa hat einige grundsätzliche Problemfelder, daraus entstehen Instabilitäten und Mängel.
Einige Ursachen werden untersucht und Lösungen empfohlen.
(Bild oben: OB-Xa, kein Originalzustand, Quelle nicht bekannt)
Das Bild oben könnte typisch für einen OB-Xa dieser Tage sein. Erkennbar sind einige „Fremd-Komponenten“, Änderungen der Kabelverbindungen, Anschlüsse in den Seiten-Teilen. Sicher sind auch Reparaturen durchgeführt worden. Jeder OB-Xa ist insofern aus technischer Sicht heute wie eine Wunder-Tüte, man ist vor keiner Überraschung sicher. Der Xa ist reparaturfreundlich, vergleichsweise gut dokumentiert und Ersatzteile bis auf wenige Ausnahmen noch gut erhältlich.
Dies hat offensichtlich dazu geführt, dass ein wohl erheblicher Anteil der Geräte unter prekären Haltungs- und Reparaturbedingungen Schaden genommen hat. Dabei darf man nicht vergessen, dass noch in den 90er Jahren Geräte für weniger als 1000 DM (!) „notverkauft“ wurden. Ein OB-Xa im Original-Zustand wäre heute ein rares Ausnahmegerät.
Hier liegen wohl auch die Ursachen dafür, dass der OB-Xa pauschal als reparaturanfällig und unzuverlässig beschrieben wird. Der Vintage-Hype der letzten Jahre mit irrsinnigen Preisen, verklärten Mythen und nun industrieller Übernahme hat sicher dazu beigetragen. Wer wirklich glaubt, dass der aktuelle Betrieb eines OB-Xa in jeder Situation problemlos ist und sein muss, ist hier willkommen, vergeudet aber seine Lebenszeit.
Grundsätzliche Probleme, vielfach durch Abnutzung/Alterung:
Spezielles, zumeist Setup-Mängel:
Es gibt nicht DEN OB-Xa, den gab es nicht mal zur Zeit der Produktion. Der damalige offizielle Vertrieb in Deutschland hat später mehrfach geäußert, dass ein erheblicher Teil der OB-Xa schon kurz nach Verkauf wieder im Service landete. Die Fertigungsqualität war wohl sehr unterschiedlich und hat für Probleme gesorgt, die bis heute in einigen Bereichen durchschlagen. Frühe Produktionen sind eher betroffen, deshalb müssen Lötstellen und Bestückungen überprüft werden.
Eine fachmännische Reinigung und neue Verlötung kann manchmal helfen. Der Aufwand ist jedoch erheblich. Viele Synths aus den 70/80er Jahren sind davon betroffen. Es hat wohl niemand damit gerechnet, dass die Geräte nach Jahrzehnten noch in Ehren gehalten werden.
Auch der OB-Xa setzte auf eine Verteilung der Elektronik auf viele Einzelplatinen, was damals Produktionsvorteile hatte. Dies führte jedoch zu einer hohen Zahl an Steckern und Kabelverbindungen mit Störpotenzial. Durch Alterung und Abnutzung ist dies inzwischen ein zentrales Problem und die Ursache für viele Instabilitäten.
Der Nachfolger OB-8 hatte bereits von dieser Erkenntnis profitiert und an Zuverlässigkeit zugelegt. Statt 8 Platinen für die Voice-Cards plus 2 Motherboards kommt er mit 2 Boards aus, das nur als Beispiel.
Ein Kernproblem sind die Steckverbinder. Bei ungünstigen Einflüssen und erschreckend wenigen Steckzyklen sind die Kontakte schnell verschlissen. Das verursacht Störungen, übermäßige Reinigung besorgt den Rest. Aussetzer und Spannungsabfälle machen das Instrument unspielbar.
Die Ausstattung mit IC-Sockeln ist zugleich Fluch und Segen. Die Fehlersuche wird deutlich einfacher. Defekte Bauteile können direkt ausgetauscht werden. Leider sind die verwendeten Sockel von teils bescheidener Qualität. Dies kann Probleme machen. Größere Probleme entstehen allerdings durch wilden Austausch der Bauteile, es ist ja so einfach. Nicht alle OB-Xa sind mit IC-Sockeln bestückt, einige auch nur teilweise oder mit unterschiedlichen Sockel-Typen.
Das Foto zeigt eine Platine aus einem Korg PS-3100 und die Folgeschäden durch einen ausgasenden Elektrolyt-Kondensator. Die Alterung von Kondensatoren ist ein kontrovers diskutiertes Thema. Elektrolyt- und Tantal-Kondensatoren werden als Fehlerquelle beschrieben. Ein pauschales „re-capping“ soll die Lösung sein. Elkos verlieren durch viele Betriebsstunden und Wärmeeinflüsse an Kapazität. Die Hersteller sprechen von einigen Tausend Stunden, je nach Qualität. Alte Tantal-Elkos können drastische Probleme verursachen. Bei Überspannung (nur geringe Toleranz) rauchen sie recht dramatisch ab oder verursachen Kurzschlüsse.
Es ist sinnvoll, einen (unklaren) OB-Xa zu untersuchen und die Elkos der Stromversorgung (Netzteil und andere Platinen) zu erneuern, sofern noch die Originale vorhanden sind. Dies gilt m.E. auch für Original-Tantals. Diese Bauteile haben die End-of-Life-Phase sicher überschritten.
Die erforderlichen Arbeiten setzen umfängliche Kenntnisse voraus !
Ein OB-Xa verfügt über eine Vielzahl von internen Trim-Potis, über die ein Abgleich der Elektronik erfolgt. Viele der Einstellungen sind kritisch für Stabilität und Sound. Bei einem kompletten Setup müssen über 100 Trimmer eingestellt werden. In 40 Jahren haben sich Anwender und Techniker daran ausgelassen, präzise Einstellungen sind nicht mehr möglich. Deshalb ist ein Austausch gegen Präzisions-Trimmer an kritischen Stellen sehr sinnvoll und löst oftmals vorhandene Stimmungs-Probleme.
Das Foto zeigt eine teilweise überholte Voice-Card und soll hier nicht als Beispiel gelten. Etwas Handlungsbedarf besteht noch. Trim-Pots mit Mehrgang-Antrieb sind von Vorteil, eine spätere Justage wird wesentlich einfacher. Die Sockel der VCO-Chips wurden mit Qualitäts-Typen erneuert. Es wurden hier auch alle Standard-Kondensatoren ersetzt. Ausnahme: Spezial-Kondensatoren an den Filter-Chips.
Die Steck-Kontakte zwischen Voice-Card und dem darunter befindlichen Mother-Board wurden komplett entfernt und die Verbindung fest verlötet. Diese drastische Maßnahme wird so nicht empfohlen, kann im Einzelfall noch vertretbar sein. Das Beispiel zeigt, wohin die Reise gehen kann und soll hier ausdrücklich auch als Abschreckung verstanden werden. Derartige grundlegende Eingriffe erfordern grundlegende Fähigkeiten und Kenntnisse. Eine Erfolgsgarantie gibt es ohnehin nicht, eher schon mal irreversible Schäden.