Test und Analyse von Synthesizern
Oberheim OB-Xa Tastatur reparieren, Bushings erneuern, einen Adapter für Fatar Keybeds verwenden.
Original gebliebene OB-Xa haben Tastaturen des Herstellers Pratt-Read. Diese haben Drahtkontakte und Anschlagsdämpfungen aus Gummi. Produktion und Vertrieb sind längst eingestellt, Ersatzteile nicht mehr erhältlich. Für viele Anwender ist die Tastatur jedoch gut spielbar und eine Überholung auf jeden Fall sinnvoll.
Nach mehreren Jahrzehnten sind Probleme mit den Tasten nicht selten. Nur gepflegter Umgang und optimale Umwelteinwirkungen können über die Zeit bewirken, dass eine Xa-Tastatur nicht überholungsbedürftig wird. Bei Problemen gibt es unterschiedliche Lösungsansätze, im Grunde geht es um folgende Bereiche:
Wenn einzelne Tasten keinen Ton triggern, kann der zugehörige Kontakt gebrochen oder verbogen sein. Ein Ausbau der Tastatur ist einfach. Findet man das abgebrochene Stück Draht, reicht zumeist ein Anlöten und ein wenig Justage. Kontakte können auch ersetzt werden. Sammelschienen sind manchmal oxydiert, polieren hilft. Die Kontakte sind vergoldet. Die Verwendung von Heißkleber (Bild) ist nicht förderlich.
Mechanisch beschädigte Tasten lassen sich kleben, sofern man das Bruchstück noch komplett hat. Einzeltasten findet man in den bekannten Internet-Basaren zu weit überhöhten Preisen. Verbrauchte Dämpfer verursachen klappernde Tasten, die auch klebrig wirken können. Das Gummi trocknet über die Jahre aus und die Puffer werden bröselig und lösen sich komplett auf. Unterschiede an den Tastenanschlägen sind die Folge und führen zur Unspielbarkeit. Hörbar wird es dann, wenn Metall direkt auf Metall trifft.
Wer grundsätzlich mit der Tastatur zufrieden ist, kann die Puffer (Key-Bushings) austauschen. Aktuell gibt es Bezugsquellen in den USA (suche „keyboard bushings„). Die Reparatur ist nicht schwierig, kann aber mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Ein Ausbau der Tastatur ist dazu notwendig. Die Gelegenheit kann genutzt werden, um die Tastenkappen abzuschrauben und mal richtig zu reinigen. Auch die Anschläge lassen sich jetzt richten. Das Feeling ist danach wieder richtig neuwertig und wertet den OB-Xa insgesamt auf.
Für anspruchsvolle User ist auch ein Komplettaustausch der Tastatur gegen eine z.B. von Fatar, möglich. Dies ist die teuerste und vermutlich beste Variante. Die im OB-Xa verwendete Art des Keyboard-Scanning wird unverändert auch heute noch benutzt. Insofern können neue Tastaturen und deren Matrixen vielfach angepasst werden. Benötigt werden ein passiver Kabeladapter und eine Adapter-Platte für die mechanische Anpassung.
Ein passiver Kabeladapter und einige mechanische Anpassungen sind dazu nötig. Die Fatar TP9S gibt es als Standard-Synthesizer-Tastatur mit Gummi-Kontakten, optional auch leicht gewichtet (top!). Leider ist ein direkter Bezug bei Fatar für Endkunden nicht möglich. Der Vertriebskanal über Dritte (als Ersatzteil) macht die Tastatur offensichtlich recht teuer.
Nachfolgend die Beschreibung des Kabeladapters zum Anschluss der Fatar-Tastatur an den OB-Xa. F ist der Tastaturanschluss auf dem Lower Controlboard des OB-Xa. C1 und C2 sind die Kabelanschlüsse (Micromatch) auf der Unterseite der Fatar-Tastatur.
Die Anschlüsse C1 und C2 auf den Fatar-Kontaktplatinen müssen zum Sockel F auf dem Lower Controlboard des Xa durchverbunden werden. Man kann die Anschluss-Buchsen (C1/C2) auf den Fatar-Platinen mit passend konfektionierten Kabel mit MicroMatch-Steckern direkt nutzen.
Achtung! Die Fatar-Anschlüsse (Micro-Match) haben eine versetzte Pin-Anordnung.
Das Foto zeigt eine Variante mit direkt angeschlossen Kabeln, so spart man sich ggf. Anpassungen mit Micro-Match-Kontakten.
Die original Fatar-Tastatur ist kein 1:1 Replacement, die Tastatur-Verschraubungen müssen für den OB-Xa angepasst werden. Es macht Sinn, die neue Tastatur 2-3 mm zu unterfüttern. Damit wird die Einbauhöhe des Originals erreicht. Am besten eignet sich dazu eine Adapterplatte, die mit der neuen Tastatur verschraubt wird. Dabei unbedingt geeignete Schrauben verwenden, damit die Fatar-Verschraubungen nicht zerstört werden! Die Platte kann dann über die Original-Bohrungen mit dem OB-Xa verbunden werden.
Die Fatar TP9S gibt es in mehreren Versionen für Synthesizer oder Pianos (gleiche Technik – andere Tastenform), optional auch mit leichter Gewichtung. In die Tasten sind dann Metall-Plättchen eingebaut. Optional ist auch ein Pressure-Sensor, diese Modell-Variante wird auch aktuell in vielen Geräten verwendet.
Anschlagsdynamik (?)
Die Fatar-Tastaturen sind für die elektronische Auswertung der Anschlagsdynamik (2 Kontakte je Taste) vorbereitet. Auch wenn damit vielfach geworben wird, das macht einen OB-Xa natürlich nicht velocity-fähig.
Aftertouch
Die TP9S gibt es auch mit einem Pressure-Sensor. Für ambitionierte Spezialisten dürfte es keine Herausforderung sein, daraus eine Steuerspannung zu gewinnen. Ein paar Modulations-Ziele fallen mir spontan ein …
Entscheidungshilfen
Die originale Pratt-Read-Tastatur stellt viele Anwender zufrieden, da kann so manche neue Tastatur nicht mithalten. Eine Revision der Tastatur ist bei minimalen handwerklichen Fähigkeiten machbar. Neue Bushings sind zu vertretbaren Preisen zu bekommen. Der Austausch gegen ein Fatar-Modell ist deutlich teurer und aufwendiger. Diese Tastaturen haben Kontakte aus Leitgummi, die auch einem Verschleiß unterliegen und gereinigt werden müssen. Bauartbedingt ändert sich für sensible Spieler auch das (mechanische) Trigger-Verhalten gegenüber der Original-Tastatur. Ferner kann es von Bedeutung sein, möglichst nah am historischen Original-Zustand zu bleiben.
Optischer Eindruck: auf dem Bild am Seitenanfang sind Original und Plagiat zu sehen.