Test und Analyse von Synthesizern
Fazit zum Synthesizer Korg Sigma, Anmerkungen und Kritik zum Konzept
Der obige Ausschnitt aus einer Werbebroschüre (1979) macht klar, wo der Hersteller die Vorzüge des Sigma sieht. Auf Knopfdruck verfügbare Sounds aus 11 Instrumenten- und 8 Synthesizer- Presets, die durch Modulationen und Filter quasi „on stage“ manipulierbar sind.
Spielt man die Presets in beiden Sektionen einzeln durch, hört es sich oft dünn und flach an. Dies bessert sich deutlich, je mehr Sounds aus den Sektionen kombiniert werden. Die Anpassung der variablen Parameter ist hilfreich.
Gut gefallen haben mir einige bass-lastige Einstellungen, gleiche Oktavlage in beiden Sektionen, DeTune, leicht unterschiedliche Hüllkurven. Die Stereo-Ausleitung der beiden Sektionen führt zu räumlichen Effekten.
Es lassen sich vielfältige Einstellungen im Routing von Modulations- und Steuersignalen realisieren, da fehlt einem Lead-Synth von 1979 nichts. Einiges fällt sehr positiv auf: Portamento auf Knopfdruck, Vibrato mit Delay, Tastatur mit „Aftertouch“ (nur Schaltfunktion). Die Joysticks bringen sehr gute Ausdrucksmöglichkeiten, sind aber auch filigran zu bedienen, bei teilweise drastischen Auswirkungen.
Der rechte Joy-Stick bedarf nochmals besonderer Erwähnung. Hier werden für die Synth-Sektion die Filter und in der Summe noch ein Hochpass-Filter geregelt. Eine ungewollte Fehlstellung würgt den Sound komplett ab. Andererseits sind sehr feinfühlige Filtereinstellungen möglich.
Betrachtet man den Sigma als Preset-Instrument, stellen die Grundsounds, insbesondere in der Instruments-Sektion, nicht zufrieden. Es klingt einfach zu dünn. Betrachtet man ihn als variabel einstellbaren Synth, dann sind die Möglichkeiten der Sound-Entwicklung zu gering.
Erst durch Kombination von Presets aus beiden Sektionen wird das Potenzial hörbar. In allen Fällen sind die recht ansehnlichen Performance-Möglichkeiten förderlich, die Ausgangssektion mit räumlicher Verteilung auf die Stereo-Ebene wirkt ebenfalls gut. Die Verwendung von externen Effekten wertet den Output nochmals deutlich auf.
Je nach persönlichem sweet-spot ist die Ausbeute an brauchbaren Sounds gering. Irgendwie fehlt immer etwas. Ich vermisse eigentlich eine dedizierte Filter-Steuerung durch eine separate Hüllkurve. Spielt man mit dem rechten Joy-Stick merkt man, was da möglich wäre. So bleibt es nur beim „human – ADSR“ mit Steuerknüppel oder Pedal.
Trotzdem macht es Spass, sich mit dem Sigma zu beschäftigen. Das Konzept ist eben nicht nur ungewöhnlich, sondern auch erfrischend anders. Man wird auf andere Wege gewiesen und kommt auf neue Ideen. Die Möglichkeiten sind dann jedoch schnell ausgereizt.